Foto: Stadtmuseum Gütersloh
Mitten in der Innenstadt liegt die Gütersloher »Museumsinsel« (Anfahrt). Umgeben von einem Meer moderner Geschäftsbauten haben zwischen Kolbeplatz und Kökerstraße eine Handvoll historischer Gebäude überlebt, die heute als Stadtmuseum genutzt werden.
Das größere Fachwerkhaus wurde um 1750 errichtet. In ihm befand sich zunächst die Volksschule, bevor dort 1868 die Kornhandlung Angenete & Wulfhorst eröffnete.
1874 kam als Erweiterungsbau das Backsteinhaus hinzu, das als Kornlager diente. Noch bis in die 1950er Jahre hinein belieferte das Unternehmen die örtlichen Bäckereien.
Der längliche Fachwerkbau am Kolbeplatz ist das sogenannte Gartenhaus und dient heute der Museumsverwaltung (Bleistiftzeichnung von Oliver Fleger, 2003).
Zwei Häuser, die umgezogen sind
Die beiden kleinen Fachwerkhäuschen, in denen das Museumscafé zu Kaffee und Kuchen einlädt, standen noch vor wenigen Jahren in der Mauerstraße, unweit des heutigen Rathauses.
1783 wurde dort das weniger kleine der beiden Häuschen errichtet. Es misst 64 Quadratmeter, auf denen damals bis zu neun Personen lebten (7,1 qm pro Person). Die räumliche Enge hat die Zimmer hoffentlich etwas aufgewärmt, ansonsten war die kleine Küche mit ihrem Ofen der einzig beheizbare Raum. 1802 fing das Ackerbürgerhaus Feuer – Teile des verbrannten Fußbodens sind im Café ausgestellt –, ein Jahr später wurde es wieder aufgebaut. Um 1900 erweiterten die Besitzer das Wohngebäude um ein Schlachthaus; der Bodenring zum Niederbinden des Schlachtviehs ist noch erhalten.
Beide Gebäude wurden im Jahr 2000 umgesetzt – das Wohnhaus dabei in einem Stück. Anders als sonst bei Fachwerkhäusern möglich, konnte es nicht zerlegt werden, da sonst die mit Wandmalereien verzierte, tragende Innenwand zerstört worden wäre. So wurde es entkernt, mit Diagonalstreben ausgesteift, in einen hölzernen Transportkäfig »verpackt«, auf einen Tieflader gehoben (es wog fast 20 Tonnen) und an seinen neuen Standort gefahren. Wenigstens musste bei der kostspieligen Umsetzung des Museumscafés keine neue Hausnummer gekauft und angebracht werden: Die alte Adresse des Fachwerkbaus lautete »Mauerstraße 11«, jetzt steht es in der »Kökerstraße 11«. Fotos von der Translozierung sehen Sie auf der Seite von Spooren Architekten.